Unser pädagogisches Konzept

Unsere Ziele

Der NABU-Naturschutzhof Nettetal liegt in ländlicher Umgebung, inmitten des deutsch-niederländischen Naturparks „Maas-Schwalm-Nette“. Auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofs entstand 1985 durch den NABU Bezirksverband Krefeld/Viersen e.V. ein Ort der Umweltbildung, so dass wir auf jahrzehntelange Erfahrung in der Bildungsarbeit zurückblicken. Akzeptanzförderung und Sensibilisierung für Naturschutz (-maßnahmen) durch zielgruppenorientierte Informationsvermittlung von naturkundlichen Themen, originäre Naturerfahrung und die Schaffung einer positiven Einstellung zur Natur sind die Hauptziele unserer Umweltbildungsarbeit. 

In unserer Funktion als BNE-Regionalzentrum setzen wir seit 2018 unsere Bildungsarbeit verstärkt in den Kontext der Nachhaltigen Entwicklung. Wir geben Menschen die nötigen Werkzeuge mit, um eine ökologisch verträgliche, wirtschaftlich leistungsfähige und sozial gerechte Welt selbst aktiv zu gestalten. 

Unsere Zielgruppen

Wir sprechen Menschen aller Altersklassen von Kindergartenkindern bis hin zu Senior:innen an. Einen besonderen Fokus legen wir dabei auf Veranstaltungen für Kinder im Grundschulalter, um bereits in diesem neugierigen und weltoffenen Alter ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen. Bei unseren Veranstaltungen sind grundsätzlich alle Menschen willkommen. Einige Veranstaltungen werden jedoch besonders unter den Gesichtspunkten der Inklusion konzipiert, um im Sinne von BNE alle Menschen zu einem zukunftsfähigen Denken und Handeln zu befähigen und dabei benachteiligte Gruppen zu fördern. So gibt es für Erwachsene mit und ohne Handicap eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem LVR Verbund HPH RBB Amern. Mit unterschiedlichen schulischen und außerschulischen Akteur:innen bieten wir zudem Veranstaltungen für geflüchtete Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund an.

Auf Anfrage entwerfen wir auch gerne neue BNE-Veranstaltungen, die auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt sind. 

Unser Veranstaltungsort

Unser Außengelände bietet durch ein Mosaik aus vielfältigen Lebensräumen ideale Voraussetzungen für einen abwechslungsreichen Lern- und Bildungsraum. Teilnehmende können bei uns artenreiche, bunte Blühwiesen, verschiedene Themengärten, Teiche und eine spannende Tierwelt erforschen und bestaunen. Eine besondere Rolle spielt unsere Streuobstwiese, auf der wir ganzjährig verschiedene Veranstaltungen durchführen. Unser überdachtes „Grünes Klassenzimmer“ in Form einer Libelle bietet jederzeit die Möglichkeit Veranstaltungen im Freien durchzuführen. 

Je nach Veranstaltung besuchen wir auch interessierte Gruppen vor Ort.

Unsere pädagogische  Arbeit

Unter anderem mit der Verabschiedung der Agenda 21 in Rio de Janeiro und der Agenda 2030 wuchs das gesellschaftliche Bewusstsein für Themen der Nachhaltigkeit und für die Bedeutung eines vernetzten Denkens, das die ökologische, ökonomische, politische und soziale Dimension umfasst. 

Wie vermitteln wir das Erkennen und Bewerten der Zusammenhänge von Ökologie, Ökonomie, Politik und Sozialem (Nachhaltigkeitsviereck)? 

Das jeweilige Thema wird zunächst aus dem persönlichen Blickwinkel der Teilnehmenden erarbeitet, um an das vorhandene Wissen sowie die persönlichen Einstellungen und Erfahrungen anknüpfen zu können.Anschließend setzen wir vielfältige Methoden ein, damit die Teilnehmenden Wechselwirkungen und Zusammenhänge der verschiedenen Dimensionen erkennen und kritisch betrachten können. In vielen Veranstaltungen werden zudem externe Expert:innen (z. B. Landwirt:innen, Imker:innen oder Gärtnermeister:innen) hinzugezogen, um fundiertes Fachwissen zur Meinungsbildung der Teilnehmenden beizutragen. Durch einen Perspektivwechsel lernen die Teilnehmenden ihren Blickwinkel von der persönlichen Situation auf weltweite Auswirkungen und/oder auf die Sicht anderer Interessengruppen zu erweitern. Letztendlich können sie so auch die Möglichkeiten und Grenzen ihres eigenen Handelns und damit ihre Selbstwirksamkeit erkennen und sich für eine nachhaltige Welt einsetzen.

Als Grundlage und Orientierung für unsere Veranstaltungsplanung nutzen wir die „Leitlinie Bildung für nachhaltige Entwicklung“[1], daher konzentrieren wir uns je nach Veranstaltung auf Fragestellungen in Bezug auf Zukunftsrelevanz, mehrere Dimensionen, die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, die Förderung vernetzten Denkens und eigenverantwortliches und partizipatives Lernen. Mehrdimensionales Denken behandeln wir beispielsweise, indem wir in einer Streuobstwiesenveranstaltung die Erntewege eines konventionellen Apfels aus Übersee mit einem heimischen Apfel von der Streuobstwiese vergleichen. 

Durch die multidimensionale Natur von BNE sehen wir zudem Schnittmengen mit anderen pädagogischen Konzepten. Methodisch und didaktisch schöpfen wir besonders aus unserer umweltbildnerischen Erfahrung, die wir auch für BNE-Angebote nutzen. Dabei möchten wir die Umweltbildung nicht ersetzen, vielmehr geht es darum, darin erfolgreich umgesetzte Konzepte wie die persönliche Naturerfahrung auch für Veranstaltungen mit BNE-orientiertem Inhalt zu nutzen. Genauso greifen wir auf Inhalte und Methoden zurück, die ihren Ursprung in der politischen Bildung und im globalen Lernen haben, wie Plan- und Rollenspiele.

Für unsere Angebote an Schulen richten wir uns zusätzlich an den Kernlehrplänen des Landes NRW aus und ermöglichen so die Einbindung unserer BNE-Angebote in den Schulalltag. Je nach Schulform und Klassenstufe sind unsere Themen mit unterschiedlichen Fächern verknüpfbar, beispielsweise mit Sachunterricht, Biologie, Sozialwissenschaften oder Hauswirtschaftslehre.

 


[1] Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW (2019): Heft 9052 

Wir fördern Kompetenzen

In unserem pädagogischen Angebot werden Kenntnisse, Fähigkeiten sowie Haltungen vermittelt, die es Teilnehmenden ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. 

Um die Ziele der BNE zu erreichen, orientieren wir uns an den Merkmalen von BNE-Lernprozessen und den Zielsetzungen für kompetenzorientiertes Lernen entsprechend der „Leitlinie Bildung für nachhaltige Entwicklung“. 

In unseren Veranstaltungen fördern wir bei den Teilnehmenden je nach Zielsetzung der Veranstaltung eine Auswahl von Kompetenzen, damit sie die Möglichkeit haben, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden, Lösungsansätze einzuschätzen und die Konsequenzen nicht nachhaltiger Entwicklung zu erkennen. Sie werden dabei befähigt, langfristige Entwicklungen und Auswirkungen verschiedener Handlungsoptionen unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit zu betrachten und daraus Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale Entwicklungen und ihre Wechselwirkungen zu ziehen. 

Wir arbeiten mit vielfältigen Methoden

Besonders aufgrund des ökologischen Schwerpunkts der Bildungsarbeit des NABU Naturschutzhofes ist das zentrale Lernumfeld der Veranstaltungen die Natur. Dabei wird ein Lernen und Erfahren mit allen Sinnen auf kognitiver, emotionaler und praktischer Ebene angestrebt. Die Methoden wählen wir zielgruppenangepasst aus, damit sich die Teilnehmenden angemessen mit ihrer Umwelt und der eigenen Rolle sowie ihren persönlichen Handlungsmöglichkeiten auseinandersetzen können.

Bei Kindergartenkindern steht besonders das Spiel in und mit der Natur im Vordergrund. Die Kinder sollen dabei durch selbstbestimmtes Entdecken und Forschen Lernerfolge erzielen. Ergänzend werden Bewegungsspiele, Spiele mit allen Sinnen und kleinere kreative Aufgaben genutzt.

Im Grundschulbereich wird das Methodenspektrum um Methoden wie das eigenständige Lernen in Gruppen und an Stationen, Gesprächskreise und Erfahrungsaustausche sowie Gedankenexperimente ergänzt. Sie werden ermutigt, erste Recherchen, wie beispielsweise Bestimmungsübungen, eigenständig durchzuführen. Ein Perspektivwechsel erfolgt hier vor allem durch Geschichten beispielsweise aus anderen Teilen der Welt oder durch Rollenspiele. Durch unterschiedliche Material- und Themenangebote können die Kinder selbst inhaltlich und organisatorisch Einfluss auf ihr Lernen nehmen.

Schüler:innen weiterführender Schulen führen zudem gemeinsame Aktionen wie beispielsweise das Bauen einer Solarladestation für Mobiltelefone durch, erstellen eigene Präsentationen, führen Diskussionsrunden über Themen von persönlicher und globaler Bedeutung oder erstellen Projektberichte.

Studierende für Sozialpädagogik setzen sich z. B. in Präsentationen, Diskussionsrunden und Forscheraktionen mit dem BNE-Bildungskonzept auseinander und werden so zu BNE-Multiplikator:innen. Hier greift insbesondere die Methodik der doppelten Didaktik, da die angehenden Erzieher:innen zum einen selbst Fähigkeiten und Fertigkeiten im Hinblick auf BNE erlernen und reflektieren sollen und zum anderen die Umsetzbarkeit mit Kindern und Jugendlichen diskutieren.

In Veranstaltungen für Erwachsene werden die zuvor genannten Methoden verwendet. Der Fokus liegt jedoch eher auf einem Austausch von Vorwissen und Erfahrungen. Hinzu kommt der Aufbau von Wissen durch die Bereitstellung von Fachexperten und Infomaterial. 

Wir setzen auf Partizipation, Reflexion und Austausch

Die Mitgestaltung unserer Bildungsveranstaltungen durch die Teilnehmenden hat bei uns einen hohen Stellenwert. Unterschiedliche Zielgruppen haben dabei verschiedene Möglichkeiten, Einfluss auf Ablauf und Schwerpunkte einer Veranstaltung zu nehmen. Beispielsweise entscheiden Studierende demokratisch, welche Themen im Hinblick auf BNE näher betrachtet und umgesetzt/angewendet werden sollen.

Auch während der Veranstaltungen legen wir großen Wert auf Austausch auf Augenhöhe: So werden gegenseitig Fragen gestellt und beantwortet, Wissen und Perspektiven geteilt und Diskussionen angeregt und moderiert. 

Sowohl den Teilnehmenden als auch den Veranstaltenden geben wir so die Möglichkeit, sich über Erfahrungen auszutauschen, zu reflektieren und für die Zukunft nutzbar zu machen.

Zur stetigen Verbesserung unserer BNE-Angebote ist eine Evaluierung unerlässlich. Dabei werden einerseits mit den Teilnehmenden durch zielgruppenorientierte Methoden Eindrücke, Lob und Kritik gesammelt. Andererseits überarbeiten wir unsere Veranstaltungen auch durch teaminterne Nachbesprechungen und Reflexion. 

Unserem Team ist das lebenslange Lernen wichtig. Deshalb besuchen die Angestellten, Freiwilligen und Ehrenamtler:innen regelmäßig interne und externe Fortbildungen. So stellen wir sicher, dass wir sowohl inhaltlich als auch methodisch-didaktisch die Qualität unseres Angebots halten und optimieren.

Unsere BNE-Veranstaltungsangebote

So vielfältig wie unsere Zielgruppen und unser Außengelände ist auch unser Veranstaltungsangebot. Von ein- bis zweistündigen Themenveranstaltungen über mehrtägige Workshops bis hin zu der Begleitung von Klassen über ein Halbjahr - die Nachhaltigkeitsthemen behandeln wir zielgruppenorientiert in der gewünschten und erforderlichen Dauer und Tiefe.

Unsere Stärken liegen thematisch im Bereich Wasser, Artenvielfalt, Klimawandel und nachhaltigem Konsum in all ihren Dimensionen. Zum Beispiel lernen die Teilnehmenden in einer Veranstaltung verschiedene Gewässertypen kennen und setzen sich mit den menschlichen Einflüssen auf den Lebensraum in Bezug auf Nachhaltigkeit und zukünftige Entwicklungen auseinander.

Weitere Themen unserer BNE-Veranstaltungen sind unter anderem:

  • Landwirtschaft und Garten: Streuobstwiese (Ökologie und Nutzung), (Hoch-)Beete, Naschgarten, Nutzpflanzen (lokal und weltweit, besonders Gemüse und Kräuter), Honigbiene, naturnaher und klimafreundlicher Garten, Permakultur, Garten als Lernort (für Kinder, für Erwachsene und für Multiplikator:innen), Boden
  • Nachhaltigkeitsziele: SDG Biparcours, Weltverbesserer-Führerschein
  • Energie: Erneuerbare Energien
  • Kultur und Handwerk: Imkerei, Bauerngarten, Leinen

Wir erweitern unser Angebot unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten und den 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) stetig.

Stand: März 2024

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